So viele Entnahmen wie nie

Die Nachfrage nach Transplantaten aus der Schweiz blieb 2020 ungebrochen; die Entnahmen von Blutstammzellen für unverwandte Empfänger erreichten einen Höchststand. Während der Covid-19-Pandemie konnte Blutspende SRK Schweiz sämtliche Services erbringen, u.a. dank geöffneter Blutspendezentren.

Kommt eine Person im Schweizer Register für eine Spende in Betracht, veranlasst Blutspende SRK Schweiz eine Kontrolltypisierung zur Überprüfung der HLA-Merkmale. 2020 war dies bei 258 Personen der Fall (2019: 273). Auch während des mehrwöchigen Lockdown konnten Kontrolltypisierungen durchgeführt werden; Blutentnahmen waren in den Blutspendezentren jederzeit möglich. Blutspende SRK Schweiz ist mit einem digitalen Gesundheitscheck bereit, Kontrolltypisierungen auch elektronisch durchzuführen, falls dies während künftiger Lockdownphasen nötig ist.

2020 fanden 70 Entnahmen von Blutstammzellen für unverwandte Empfänger statt, 9 mehr als im Vorjahr (61). Mit der Zunahme um fast 15 Prozent wurde ein Höchstwert erreicht. Dabei gab es eine Folgeentnahme, bei der eine Person zum zweiten Mal spendete. 11 Entnahmen waren für Patienten in der Schweiz bestimmt, deutlich mehr als in den Vorjahren (2019: 4).

Von der Suche zur Bereitstellung

Blutspende SRK Schweiz sucht nach passenden Spenderinnen und Spendern für Patientinnen und Patienten in der Schweiz und in der ganzen Welt. 2020 gingen von Schweizer Transplantationszentren 235 Suchaufträge ein, 2019 waren es 247.

Steht der Spender definitiv fest, müssen seine Blutstammzellen zum richtigen Zeitpunkt beim Patienten eintreffen. Blutspende SRK Schweiz koordiniert zwischen dem Entnahme- und dem Transplantationszentrum und zeichnet für die termingenaue Bereitstellung des Transplantats verantwortlich. Dazu gehört der Transport unverwandter Transplantate, die zur grossen Mehrheit aus dem Ausland stammen, für Schweizer Patientinnen und Patienten.

Die Covid-19-Pandemie wirkte sich stark auf die Transportbedingungen aus. Der Flugverkehr war zeitweise eingestellt, Quarantänevorschriften galten. Es brauchte Spezialbewilligungen, z.B. für Quarantäneausnahmen, und Spezialtransporte. Blutspende SRK Schweiz stützte sich auf ihr breites Netzwerk ab und konnte alle Transplantate für die Patientinnen und Patienten in der Schweiz bereitstellen. Sie erhielt vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) einen finanziellen Beitrag aus dem Fonds für Coronanotfälle, um die teilweise sehr viel höheren Transportkosten zu begleichen.

2020 erhielt Blutspende SRK Schweiz insgesamt rund 360 «WorkUp Requests», das heisst Aufträge, Transplantationen für Patientinnen und Patienten in der Schweiz oder Entnahmen bei Schweizer Spenderinnen und Spendern in die Wege zu leiten. Während der Covid-19-Pandemie unterstützte Blutspende SRK Schweiz vermehrt auch Spitäler bei der Koordination von verwandten Spendern. Dieser Service wird normalerweise nur selten in Anspruch genommen. Aufgrund von Reisebeschränkungen gab es sechs Fälle, bei denen Blutspende SRK Schweiz die Bereitstellung übernahm.

Um Risiken des Transports sowie von Covid-19-Infektionen der Spenderinnen und Spender zu minimieren, konditionierten die Transplantationszentren in der Schweiz und weltweit die Patientinnen und Patienten meistens erst, nachdem die Transplantate eingetroffen waren. Dazu froren sie die Transplantate entweder schon im Entnahmezentrum oder dann nach erfolgreichem Transport im Transplantationszentrum in flüssigem Stickstoff ein. Die sogenannte Kryokonservierung kann jedoch die Wirksamkeit von Transplantaten beeinträchtigen.

Transplantationen in der Schweiz

Insgesamt wurden 2020 in der Schweiz 290 Transplantationen mit verwandten (136) und unverwandten (154) Spendern durchgeführt (2019: 264). Die Transplantationen von Fremdspenden nahmen gegenüber dem Vorjahr um 1 zu (2019: 153). Die Anzahl haploidentischer Transplantationen ist weiterhin stabil.

Zelluläre Therapien

In der Schweiz sind Therapien mit gentechnisch veränderten CAR-T-Zellen bisher nur in wenigen speziellen Fällen von Leukämie zugelassen. Blutspende SRK Schweiz führt für die laufenden Therapien das Data Management durch.

2020 erarbeiteten Blutspende SRK Schweiz mit ihrem wissenschaftlich-medizinischen Gremium Swiss Blood Stem Cell Transplantation and Cellular Therapy (SBST) und die Pharmaindustrie ein Konzept zur Datenerhebung für die Evaluation von Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit von Therapien mit CAR-T-Zellen. Diese Daten sind für das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestimmt zur Überprüfung der Bezahlung der Produkte durch die Krankenversicherung. Die Bezahlung ist zurzeit bis Ende 2022 befristet.