Neue Ausrichtung

Das Register verzeichnete 2020 ein hohes Wachstum. Für eine Registrierung als Blutstammzellspender bzw. -spenderin gilt in der Schweiz seit dem 1. April 2020 neu eine Altersobergrenze von 40 Jahren.

Ende 2020 zählte das Schweizer Register 162’164 Personen, es wuchs um 13,5 Prozent (2019: 142’900 Personen). 20’701 Personen registrierten sich neu als Blutstammzellspenderinnen und -spender, deutlich mehr als im Vorjahr (2019: 14’745 Neuregistrierungen). Zwei Aufrufe von Patienten stiessen auf ein grosses Echo und führten zu zahlreichen Registrierungen. Austritte, vor allem altershalber, waren 1437 zu verzeichnen (2019: 1325).

Online-Registrierung im Fokus

Blutspende SRK Schweiz fördert die Online-Registrierung seit einigen Jahren. Diese ist effizient und jederzeit standortunabhängig am persönlichen digitalen Gerät möglich. Sie entspricht den Gewohnheiten jüngerer Menschen, die als Spenderinnen und Spender sehr gesucht sind. Bevor Interessierte sich über den Online-Fragebogen registrieren, haben sie sich in der Regel bereits vertieft mit der Blutstammzellspende befasst. Nach der Online-Registrierung erhalten sie per Post ein Testset, um eine Probe zur Bestimmung ihrer Gewebemerkmale zu entnehmen.

2020 gewann die Online-Registrierung zusätzlich an Bedeutung. Aufgrund von Covid-19-Massnahmen waren in der Schweiz kaum mehr Registrierungsaktionen vor Ort möglich. Dank der Online-Registrierung konnte Blutspende SRK Schweiz dennoch digitale Kampagnen durchführen und Aufrufe von Patienten unterstützen. 2020 erfolgten 82 Prozent aller Neuregistrierungen über den Online-Fragebogen (2019: 77%).

Gesuchte junge Spender

Blutspende SRK Schweiz senkte per 1. April 2020 die Altersobergrenze einer Registrierung auf maximal 40 Jahre. Ziel ist es, das Register möglichst gut auf die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten auszurichten. Heutzutage bevorzugen Ärztinnen und Ärzte aus medizinischen Gründen Transplantate von jüngeren Leuten (vgl. Grafik). 2020 war jede zweite Person (49,4%), die sich registrierte, unter 30 Jahre alt (2019: 53%).

Gleichzeitig strebt Blutspende SRK Schweiz ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern im Register an, u.a. weil Frauen nach einer Geburt spezifische Antikörper im Blut bilden. Ihre Blutstammzellspenden können bei Patientinnen und Patienten, deren Immunsystem sehr geschwächt ist, zu negativen Reaktionen führen. Der prozentuale Anteil von Männern zu Frauen im gesamten Register betrug 2020 wie im Vorjahr 35 zu 65 Prozent. Auch bei den Neuregistrierungen erreichte der Anteil der Männer 35 Prozent (2019: 33%).

Männlich

Weiblich

Männlich

Weiblich

League for Hope – für die Blutstammzellspende

Die Anpassung der Rekrutierungsstrategie mit der Senkung der Altersobergrenze war Anlass, das Marketing der Blutstammzellspende neu zu konzipieren – um spezifisch jüngere Personenkreise für eine Registrierung zu gewinnen und um ein breites Engagement der Bevölkerung für die Blutstammzellspende zu erreichen.

Kernstück ist die im Frühjahr 2020 neu lancierte Bewegung League for Hope, symbolisiert durch ein Herz. Ihr gehören alle Menschen an, die auf irgendeine Weise die Blutstammzellspende unterstützen. Ebenfalls im Frühjahr ging ein neuer Internetauftritt mit einer eigenständigen Website der Blutstammzellspende online. Diese entstand im Rahmen einer umfassenden Überarbeitung und Neustrukturierung der Website von Blutspende SRK Schweiz.

Blutspende SRK Schweiz führte überdies im Frühling 2020 erstmals eine Plakatkampagne in der Deutsch- und der Westschweiz durch, um die Bevölkerung für die Blutstammzellspende zu sensibilisieren.

An junge Männer gerichtet

Blutspende SRK Schweiz veröffentlicht auf ihren Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram regelmässig Inhalte zur Blutstammzellspende. Ende 2020 zählte sie 9900 Abonnentinnen und Abonnenten bei Facebook (2019: 9000) und 3400 bei Instagram (2019: 2095). Diese Personen zeichnen sich durch eine hohe Verbundenheit mit der Blutstammzellspende aus.

An eine spezifische Personengruppe, nämlich junge Männer, richteten sich 2020 verschiedene Online-Kampagnen. Unter dem Motto «Meet the League» engagierten sich erfolgreiche junge Männer für die Blutstammzellspende und motivierten ihre Fangruppen auf Social Media, sich ebenfalls zu registrieren. Die Kampagnen wurden während der Sommermonate von Spots in den Schweizer Open-Air Kinos sowie von diversen Empfehlungspostkarten begleitet.

Weltweit digital

Die World Marrow Donor Association führte am 19. September 2020 den jährlichen World Marrow Donor Day digital durch, da Registrierungsevents oder Standaktionen während der Covid-19-Pandemie nicht möglich waren. Blutspende SRK Schweiz stellte engagierten Personen digitales Material zur weiteren Verbreitung zur Verfügung. Darunter war ein Video, in dem sich vier ehemalige Patientinnen und Patienten bei den Spenderinnen und Spendern von Blutstammzellen bedanken.

Ja zu einer Spende

Kommt eine registrierte Person als Spenderin infrage, handelt es sich unter Umständen um die Einzige auf der ganzen Welt. Für einen Patienten ist ihre Bereitschaft zu einer Spende daher entscheidend. Die Kenngrösse «Verfügbarkeit» misst, wie viele Registrierte zum Zeitpunkt einer Anfrage für eine Kontrolltypisierung Ja zu einer Spende sagen. Als Benchmark hat die World Marrow Donor Association 80 Prozent festgelegt.

2020 war die Gesamtverfügbarkeit in der Schweiz mit 57,1 Prozent weiter rückläufig (2019: 62,9%) und lag unter dem Benchmark. Ist jemand nicht verfügbar, kann dies aus medizinischen oder persönlichen Gründen entweder vorübergehend oder endgültig der Fall sein. 2020 überwogen die medizinischen Gründe (vgl. Grafik). Blutspende SRK Schweiz setzte 2020 eine Arbeitsgruppe ein, die die Ursachen analysiert. Die Resultate werden 2021 vorliegen. Sie sollen gezielte Massnahmen ermöglichen, die die Verfügbarkeit erhöhen. Dazu wird eine regelmässige, persönliche digitale Kommunikation mit den Registrierten gehören.

Nachbetreuung während zehn Jahren

Blutspende SRK Schweiz ist im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) verantwortlich für die Nachbetreuung aller verwandten und unverwandten Blutstammzellspenderinnen und -spender in der Schweiz. Dank der systematischen Nachbetreuung gewinnt sie fundierte Erkenntnisse, die künftigen Spenderinnen und Spendern zunutze kommen. Die gesamte Nachbetreuung erstreckt sich über zehn Jahre. Spenden Personen während dieser Zeit zum zweiten Mal ihre Blutstammzellen oder Lymphozyten, was regelmässig geschieht, beginnt der Zyklus von Neuem.

2020 übernahm Blutspende SRK Schweiz im Frühjahr während der ersten Welle der Covid-19-Pandemie für ein Entnahmezentrum eines Spitals zusätzlich auch die Nachkontrollen einen Monat nach der Spende. Das Zentrum wurde so entlastet, und die Spenderinnen und Spender konnten den Fragebogen zu Hause telefonisch beantworten. Die medizinischen Kontrollen werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

Die Rücklaufquote der Kontaktaufnahmen im Jahr 2020 lag bei 83 Prozent (vgl. Grafik, Stichtag 2.2.2021). Es erweist sich teilweise als schwierig, den Kontakt zu verwandten Spenderinnen und Spendern, die im Ausland leben, herzustellen.

Rücklaufquote in Prozent

Anzahl versandte Fragebogen (verwandt und unverwandt)

Anzahl erhaltene Fragebogen (verwandt und unverwandt)

Bewilligung für Hybridbanking

Seit dem 1. Juli 2020 liegt die Bewilligung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) für die Lagerung von allogenen Nabelschnurbluteinheiten für eine unverwandte Transplantation bei einer privaten Nabelschnurblut-Bank vor. Damit besteht die rechtliche Grundlage für das Hybridbanking, eine Weltneuheit. Beim Hybridbanking wird das Nabelschnurblut privat eingelagert und gleichzeitig den öffentlichen Spenderregistern zur Verfügung gestellt. Blutspende SRK Schweiz leitet das Projekt bis zum Ende der Pilotphase; sie definierte die Bedingungen, nach denen Nabelschnurbluteinheiten in das Schweizer Register aufgenommen werden.

In den öffentlichen Nabelschnurblutbanken Basel und Genf waren Ende 2020 5077 Einheiten Nabelschnurblut gelagert, im Vorjahr waren es 4911. 2020 wurden vier Einheiten ausgeliefert.