Blutspenden im Zeichen der Sicherheit

Zu den bekannten Viren, die Blutspende SRK Schweiz ständig überwacht, kam 2020 das neuartige Coronavirus hinzu.

Blutspende SRK Schweiz setzt sich zum Ziel, eine hohe Patienten- und Spendersicherheit zu gewährleisten. Zu ihren Aufgaben gehört das regelmässige Monitoring der Auswirkungen von Viren und von anderen, möglicherweise blutübertragbaren Krankheiten.

Coronavirus: laufende Risikobeurteilung

In der Schweiz war das Spenden von Blut während der Covid-19-Pandemie das ganze Jahr über unter zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von Patientinnen und Patienten sowie von Spenderinnen und Spendern möglich. Für Blutspenderinnen und -spender, die mit dem Coronavirus infiziert gewesen waren, galten Wartefristen. Blutspende SRK Schweiz stellte den regionalen Blutspendediensten Informationsmaterial für das Personal sowie für Spenderinnen und Spender zur Verfügung.

Zur Beurteilung der Risiken für die Blutspende durch das Coronavirus stützte sich Blutspende SRK Schweiz auf die Empfehlungen der Behörden in der Schweiz und in Europa und intensivierte den Fachaustausch mit ihren europäischen Partnerorganisationen. In Zusammenarbeit mit den regionalen Blutspendediensten erliess sie nationale Vorschriften, die sie laufend überprüfte und bei Bedarf anpasste. Es gibt nach wie vor keinen Hinweis, dass das Coronavirus durch Blut übertragbar ist.

Rekonvaleszentenplasma im Fokus

Rekonvaleszentenplasma wurde bereits vor der Covid-19-Pandemie als Therapie bei regional verbreiteten Viren verwendet, beispielsweise bei Ebola oder SARS. Erstmals weltweit eingesetzt wird Rekonvaleszentenplasma nun beim Coronavirus. Dabei handelt es sich um Blutplasma von Personen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden und eine Immunität gegen den Erreger entwickelt haben. In ihrem Blutplasma befinden sich Antikörper, die den Erreger gezielt bekämpfen können.

In der Schweiz stand innerhalb kurzer Zeit Plasma zur experimentellen Einzeltherapie und für klinische Studien zur Verfügung. Blutspende SRK Schweiz erarbeitete in Fachgruppen mit den regionalen Blutspendediensten die Spendekriterien inklusive der Anforderungen an die Auswahl von Plasmaspendern sowie an das Herstellungsverfahren, um die Sicherheit der Spender sowie der Blutprodukte zu gewährleisten.

Seit Beginn der Pandemie werden weltweit in zahlreichen Ländern die Wirksamkeit und die Sicherheit von Rekonvaleszentenplasma bei einer Covid-19-Erkrankung in klinischen Studien evaluiert. Blutspende SRK Schweiz arbeitet auf europäischer Ebene im Projekt  «Support E» mit. In der Schweiz selbst haben 2020 zwei Studien die geplante Anzahl Studienteilnehmer erreicht, weitere Studien folgen. Bisherige Daten zeigen, dass Rekonvaleszentenplasma am besten wirksam ist, wenn es in frühen Krankheitsstadien verabreicht wird, d.h., bevor Patientinnen und Patienten kritisch krank werden.

Feinmaschige Tests von Blutspenden

Bei den Tests sämtlicher Blutspenden wurden 2020 keine HIV-positiven Proben entdeckt (2019: 1). In den letzten zehn Jahren waren es pro Jahr zwischen einem und sechs Fällen. Bei Hepatitis C wurden im vergangenen Jahr neun infizierte Spenden rechtzeitig entdeckt, was im Rahmen der Vorjahre liegt. Bei Hepatitis B wurden 2020 insgesamt 34 infizierte Blutspenden entdeckt und vernichtet (2019: 30).

Hepatitis E (HEV) ist seit 2018 eine meldepflichtige Erkrankung. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) wies 2020 eine Abnahme der HEV-Fälle aus. Es kam in der Schweiz insgesamt zu 71 Fällen (2019: 113), davon wurden 43 Fälle bei Blutspenden entdeckt.

In Europa wird HEV von Tieren über die Lebensmittelkette auf den Menschen übertragen. Die Abnahme der Fälle widerspiegelt wahrscheinlich, wie stark die Bevölkerung dem Virus ausgesetzt bzw. wie hoch die Anzahl der infizierten Tiere (v.a. Schweine) ist. Dazu kommen Konsumgewohnheiten, die sich ändern können. Wie die Entwicklung der HEV-Fälle einzuordnen ist, wird eine Analyse zeigen, die Blutspende SRK Schweiz 2021 durchführt. Dann liegen aussagekräftige Daten von zwei Jahren vor.

Hepatitis-C-positive, rechtzeitig entdeckte Blutspenden
ErstspenderMehrfachspender

Hepatitis-B-positive, rechtzeitig entdeckte Blutspenden
ErstspenderMehrfachspender

HIV-positive, rechtzeitig entdeckte Blutspenden
ErstspenderMehrfachspender

HEV-positive, rechtzeitig entdeckte Blutspenden
ErstspenderMehrfachspender

Tropische Erreger in Nordeuropa

Blutspende SRK Schweiz überwacht die Entwicklung von blutübertragbaren Krankheiten. Bei Bedarf definiert sie Risikogebiete und beschliesst Sicherheitsmassnahmen. So dürfen Personen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, für eine gewisse Zeit kein Blut spenden. In der Regel handelt es sich um einen Monat.

2020 kam es in Europa erneut zu zahlreichen Erkrankungen mit dem West-Nil-Virus, das durch die Tigermücke übertragen wird. Die Daten sind mit 2019 vergleichbar. Erste Fälle wurden in den Niederlanden entdeckt, und in Deutschland und Spanien wurden neue Regionen befallen. Die meisten Fälle gab es wie in den letzten Jahren in Osteuropa und Norditalien. In der Schweiz erworbene West-Nil-Virus-Infektionen wurden bisher weder bei Tieren noch bei Menschen nachgewiesen. Im Bedarfsfall können in der Schweiz innerhalb kürzester Zeit alle Blutspenden auf das West-Nil-Virus getestet werden.

In Frankreich wurden 2020 mehrere einheimische Denguefälle in begrenzten Regionen und in Italien ein erster einheimischer Fall gemeldet. In ganz Europa wurde 2020 keine Erkrankung mit dem Zika-Virus nachgewiesen. Chikungunya trat letztmals 2017 in Italien auf.